Selbstmitgefühl
April 2022
Ich spreche oder schreibe immer wieder von Selbstmitgefühl. Aber was ist das eigentlich? Und wieso ist es so wichtig?
Vor einigen Jahren besuchte ich einen Kurs zu diesem Thema. Mindful Self-Compassion. Also das achtsame Selbstmitgefühl. Gemeint ist der achtsame und liebevolle Umgang mit sich selber. Das Wort Achtsamkeit ist dir vermutlich auch schon begegnet. Synonyme sind Aufmerksamkeit, Behutsamkeit, Sorgfalt. Wir können achtsam mit anderen Menschen umgehen, mit der Erde, mit Ressourcen, aber eben auch mit uns selber. Für mich bedeutet das, mich immer wieder mit mir selber zu verbinden und zu spüren, wie es mir gerade geht und was ich brauche.
Selbstmitgefühl sollte nicht verwechselt werden mit Selbstmitleid. Die Absicht ist nicht zu leiden, sondern zu fühlen. Mitzufühlen. Anzuerkennen, in welcher Situation ich gerade bin, wie es mir dabei geht und vor allem auch, wie ich mich nähren kann. Wäre ich im Selbstmitleid, würde mich das klein und ohnmächtig halten. Ich versinke im Selbstmitleid. Auch das hat meiner Meinung nach in gewissen Situationen seine Berechtigung. Aber nicht hier in diesem Blog-Post ;-).
Für mich fühlt sich Selbstmitgefühl an, als wäre ich mir meine beste Freundin. Ich bin verständnisvoll, wohlwollend, grosszügig, vergebend. All die liebevollen Qualitäten, die ich einer mir nahestehenden Person entgegenbringen würde.
Das klingt alles sehr schön. Ganz so einfach ist für mich persönlich dieser Akt der Selbstliebe aber nicht immer. Es bedarf der Übung, der Geduld und des Verständnisses. Und natürlich einer grossen Portion Selbstmitgefühl!
Folgende Zeilen habe ich während des eingangs erwähnten Kurses geschrieben und ich möchte sie gerne mit dir teilen:
Liebes Ich
Manchmal geht es besser.
Manchmal aber sind deine Zweifel gross.
Du denkst, du seist nicht gut genug, nicht schön genug, nicht stark genug
... einfach nicht genug.
In diesen Momenten möchte ich dir Trost und Zuneigung schenken.
Aber du hörst nicht immer auf mich.
Das ist in Ordnung.
Ich gebe nicht auf und warte auf dich.
Darauf, dass du mir vertraust und auf meine Worte hören kannst.
Und sie glauben kannst.
Diese Worte an mein Ich sind nicht mehr ganz aktuell. Die Themen haben sich verändert. Mein Selbstmitgefühl ist stärker geworden. Und es fällt mir immer einfacher, es anzuwenden und mir eine immer noch bessere Freundin zu sein. Und ist es nicht das, was vielen von uns fehlt?
Ich habe einmal folgende Aussage gehört, die mir immer wieder in den Sinn kommt. Eine Freundin zur anderen: «Wenn du mit mir so sprechen würdest wie mit dir, wären wir keine Freundinnen.» Wie recht sie doch hat! Statt mitfühlend mit uns selber zu sein, kritisieren wir uns oft am härtesten, kämpfen gegen uns selber und sind uns feindlich gesinnt.
Wenn ich auf die Situation auf der Erde blicke, erkenne ich ganz viel Mangel an Selbstmitgefühl. Wenn wir es nicht schaffen, es uns selber entgegenzubringen, können wir meiner Meinung nach auch nicht in unseren eigenen Frieden kommen: wie im Innen, so im Aussen.
(Ich habe dazu einen Blog-Post für die Friedens-Blog-Parade von Daniela Hutter geschrieben.)
Falls du dich weiter mit dem Thema beschäftigen möchtest, kann ich dir das folgende Buch empfehlen: «Selbstmitgefühl» von Kristin Neff.