Radikale Selbstverantwortung

Yoga Selbstverantwortung

März 2022

Ja, das klingt sehr radikal! Lass mich erklären…
Zuerst möchte ich den Begriff «radikal» etwas «ent-radikalisieren». Es geht mir hier um nichts Gewaltvolles, sondern um die Bedeutung des Wortes im Sinne von vollständig, ganz und gar, gründlich, von Grund aus erfolgend.

Seit ein paar Jahren werde ich mir immer bewusster, wie wichtig es ist, in die Eigenverantwortung zu gehen. Das heisst, quasi für jeden Schritt, für jede Tat, jeden Gedanken, jedes Wort, die Verantwortung zu übernehmen. Und auch für die Vergangenheit. Raus aus der Opferrolle, rein in die Selbstverantwortung. Damit ist das Wichtigste eigentlich schon gesagt und ich könnte den Schlusspunkt setzen. Nur – so leicht ist das Ganze leider nicht! Unser Verstand kann das Konzept der Selbstverantwortung vermutlich relativ schnell verstehen, aber die Umsetzung ist schwieriger als gesagt.

Wie habe ich mich also diesem Thema angenommen? Zuerst einmal war ganz wichtig, mir selber überhaupt einzugestehen, dass ich in einigen Bereichen meines Lebens nicht die volle Verantwortung übernommen habe. Und dies übrigens auch jetzt noch nicht immer mache. Denn es ist – wie so vieles – ein Prozess. Vom Unbewussten zum Bewussten. Von der Erkenntnis zur Umsetzung.

Ein – fiktives – Beispiel: Ich möchte mehr Erfüllung im Arbeitsleben erfahren, bin aber nicht bereit, etwas an der aktuellen Situation zu ändern oder mir etwas Neues zu suchen. Ich bleibe dann sozusagen in der Opferrolle und warte darauf, dass sich die Gegebenheiten um mich herum von selbst ändern oder sie jemand für mich verändert. Das ist durchaus nachvollziehbar. Eine Veränderung braucht Mut und ist oft mit Unsicherheit, einem Energieaufwand und vielleicht auch Angst verbunden. Und darauf habe ich keine Lust. Nur: Durch das Ausharren in der nicht mehr stimmigen Situation gebe ich die Verantwortung und damit auch einen Teil der Kontrolle ab. Und ich verwehre mir die Möglichkeit, meine Situation selber zu verbessern. 

Anderes Beispiel, natürlich wieder absolut fiktiv ;-) Ich fühle mich schlecht oder habe schlechte Laune und erwarte von meinem Partner, dass er mich jetzt wieder glücklich macht. Ich gebe also die Verantwortung ab und lade sie zudem auf das Gegenüber. Der Weg der Selbstverantwortung bei diesem Beispiel wäre dann mich zu fragen, wieso ich mich gerade nicht gut fühle und was ICH machen kann, damit es mir besser geht.

Es gebe hier noch etliche weitere Beispiele, denn seit ich mich damit beschäftige, fällt mir auf, dass es für viele von uns eine ausgeprägte Angewohnheit ist, die Verantwortung nicht zu übernehmen. Und nochmals: Ich verstehe das so gut! 

Es gibt natürlich auch Situationen – du wirst z.B. gemobbt – in denen es absolut angebracht und nachvollziehbar ist, in der Opferrolle zu sein und dir die notwendige Zeit zu geben, bevor du dich daraus herauskämpfen und dich davon befreien kannst. In einer solchen Situation könnte die Selbstverantwortung wie folgt aussehen: Du stehst für dich selber ein, benennst die Situation und holst dir Hilfe, um die Opferrolle dann verlassen zu können.

Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, wie viel sich verändert, wenn man für sich und sein Leben die volle Verantwortung übernimmt. Man eröffnet sich damit eine Chance auf mehr Freiheit und Zufriedenheit.

Meine Strategie der «radikalen Selbstverantwortung» sieht wie folgt aus:

  • Ich mache mir (immer wieder) bewusst, in welchen Situationen ich noch nicht in der vollen Verantwortung bin.

  • Ich überlege mir die Gründe dafür. Stecke ich beispielsweise in fremden Erwartungen fest oder in der Haltung des inneren Kindes*? 
    Wenn das Wieso klarer ist, wird auch klarer, wie ich mich davon befreien kann.

  • Ich habe Geduld und Mitgefühl mit mir. Ein Veränderungsprozess ist oft nicht einfach und geht manchmal weniger schnell als ich es gerne hätte.

  • Ich gehe auch mitfühlend mit meinem Umfeld um. Wenn wir an uns selber arbeiten, hat das oft auch Auswirkungen auf die Menschen um uns herum.

Zum Schluss folgende Zeilen aus meinem Tagebuch:

Das Glück entsteht in unserem Inneren.
Nicht die äusseren Umstände sind entscheidend.
Diese Aussage zwingt uns in die radikale Eigenverantwortung!

*Wir tragen die Bilder, Gedanken- und Verhaltensmuster und die Grundstimmung der frühen Kindheit in uns. Diese prägen/beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln auch als Erwachsene. Wenn wir uns mit unserem inneren Kind und damit mit unserer (Lebens-)Geschichte beschäftigen, können wir (alte) Muster und Glaubenssätze überprüfen und sie verändern, sollten sie für uns nicht mehr stimmig sein.

Zurück
Zurück

Selbstmitgefühl

Weiter
Weiter

Saftkur – Frühlingsputz für den Körper