Die drei Tattvas (Grundprinzipien) der Yin Yoga Praxis
Juli 2022
Tattva ist Sanskrit und bedeutet so viel wie die einem Ding innewohnende Wahrheit, die wahre Natur oder das Grundprinzip.
Die Yoga-Expertin Sarah Powers gibt uns folgende drei effektiven Prinzipien für die Praxis des Yin Yoga an die Hand:
Komme in der Asana (Position) in eine für dich angemessene Tiefe
Entschliesse dich, ruhig zu bleiben
Halte die Position für einige Zeit
Komme in der Asana in eine für dich angemessene Tiefe
Das erste Prinzip zeigt für mich sehr deutlich auf, worum es beim Yin Yoga geht: Achtsamkeit, Wahrnehmung, Spüren, deine Grenzen und deinen Körper respektieren. Wir ziehen, drücken oder zwängen uns also nicht in eine Position, sondern wir gehen nur so weit, bis wir einen deutlichen Widerstand spüren. Danach halten wir inne und lassen dem Körper Zeit, sich zu öffnen und uns evtl. später noch weiter in die Position sinken zu lassen. Diese Grenze kann sich von Praxis zu Praxis unterscheiden. Es gilt also, immer wieder mit einem «Anfänger*innen Geist» («Beginner’s Mind») an eine Asana heranzugehen und keine Erwartungen oder Vorstellungen zu haben, wie die Position genau aussehen sollte oder wie tief wir heute kommen sollten.
Mich lehrt dieses Tattva immer wieder, geduldig, verständnis- und liebevoll mit meinem Körper umzugehen und meine Grenzen zu spüren und zu respektieren.
Entschliesse dich, ruhig zu bleiben
Das zweite Tattva kann manchmal eine echte Herausforderung sein. Wir versuchen, «einfach» zu sein, ohne uns zu bewegen. Ausser natürlich wir haben Schmerzen oder unser Körper lädt uns ein, weiter/tiefer in die Position zu gehen.
Wir streben durch dieses Grundprinzip nach drei Arten von Ruhe: Ruhe des Körpers, Ruhe des Atems, Ruhe des Geistes.
Ruhe des Körpers bedeutet, dass die Muskeln inaktiv sind. Nur wenn wir unseren Muskeln erlauben, sich zu entspannen, können wir auch an das Yin-Gewebe, wie beispielsweise die Gelenke, vordringen. (Mehr dazu findest du im Blog-Beitrag «Was ist Yin Yoga und was bewirkt es?».)
Die Ruhe des Atems stellt sich fast von selber ein, wenn unser Körper zur Ruhe kommt. Wir können aber mit einer bewussten, ruhigen und gleichmässigen Atmung auch zur Entspannung unseres Körpers beitragen.
Die Ruhe des Geistes stellt sich durch die Ruhe des Atems ebenfalls von alleine ein. Verlangsamen wir den Atem und nehmen tiefere Atemzüge, beruhigt sich unser Geist. Natürlich ist es in der Praxis nicht immer ganz so einfach und es bedarf der Übung, der Geduld und vor allem auch der Hingabe – der Hingabe an das Jetzt. Wie bei einer Meditation nehmen wir einen Moment nach dem anderen, Atemzug nach Atemzug und beobachten, was sich zeigen möchte.
Für mich ist genau diese Ruhe, die Yin Yoga mir schenkt, enorm wohltuend. Neben dem oft sehr Yang-lastigen, aktiven und leistungsorientieren Alltag ist es ein wunderbarer Ausgleich für Körper und Geist.
Halte die Position für einige Zeit
Das (Yin-)Gewebe, das wir beim Yin Yoga trainieren, ist wenig elastisch. Es benötigt über einen längeren Zeitraum anhaltende, angemessene Zugkraft, um wirklich stimuliert zu werden. So werden die Asanas im Allgemeinen mindestens eine Minute lang gehalten, manchmal sogar bis 20 Minuten. Der Zeitraum variiert von Körper zu Körper, von Position zu Position und auch von Tag zu Tag. Wieder eine wunderbare Möglichkeit, Achtsamkeit und Geduld zu üben und gut in unseren Körper zu spüren.
Auf meinem InsightTimer-Profil findest du einen Klangschalen-Timer, mit dem du zuhause Yin Yoga praktizieren kannst. Viel Freude!