Was ist Yin Yoga und was bewirkt es?
Woher stammt der Begriff Yin (Yoga)?
Bestimmt ist dir schon einmal das Yin- und Yang-Zeichen begegnet. In der chinesischen Philosophie symbolisiert es die zwei unzertrennlichen Gegensätze, auf denen alles in der Welt beruht. Alles hat also zwei Seiten und die eine kann ohne die andere nicht existieren. Sie wechseln sich ab, mal dominiert die eine Seite, dann wieder die andere.
Beispiele von Yin- und Yang-Eigenschafen:
Yin – Mond, Nacht, Passiv, Innen, Weibliches Prinzip
Yang – Sonne, Tag, Aktiv, Aussen, Männliches Prinzip
Wie es der Name schon sagt, kümmern wir uns im Yin Yoga vor allem um unsere Yin-Seite. Wir üben Qualitäten wie Hingabe, Loslassen und Passivität/Zulassen.
Da unser Alltag oft sehr Yang-lastig ist, kann das Ausüben von Yin Yoga für unser allgemeines Wohlbefinden, den Körper und unsere Psyche sehr wohltuend und heilsam sein. Einfach mal «nur» Sein. Empfangen, entspannen und sich hingeben.
Da beim Yin Yoga die Positionen 3 bis 5 Minuten gehalten werden, ist das aber anspruchsvoller als man vielleicht denken mag. Sich in eine Haltung hineinschmelzen zu lassen, den entstehenden Dehnungsschmerz anzunehmen und dabei präsent im Jetzt zu sein/zu bleiben braucht Übung und Geduld.
Yang-Yoga-Stile wie Hatha, Vinyasa oder Power Yoga zielen im Allgemeinen auf die Muskeln ab und setzen dynamische, sich wiederholende Bewegungen ein, um die Fasern und Zellen der Muskeln zu beanspruchen.
Im Yin Yoga arbeiten wir mit dem sogenannten Yin-Gewebe: Bänder, Sehnen, Gelenke, Knochen und das tiefer liegende Bindegewebe, die Faszien.
Um den Rahmen dieses Beitrags nicht zu sprengen, möchte ich mich hier auf die Faszien beschränken:
Die (faszinierenden) Faszien
Die Faszien durchziehen unseren ganzen Körper wie ein Spinnennetz. Sie umhüllen jeden Muskel und jedes Organ, vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen. Wenn wir uns zu wenig bewegen, verkürzen und verkleben sie. Mitunter ein Grund, wieso wir uns am Morgen nach dem Aufwachen oft versteift fühlen und das Bedürfnis entsteht, uns zu strecken.
Die Faszien-Forschung steckt zwar noch weitgehend in den Kinderschuhen, man ist sich aber immer mehr einig darüber, dass das Faszien-System in unserem Körper eine viel wichtigere Rolle spielt, als bisher angenommen. So wurde beispielsweise erkannt, dass längere Dehnungen für eine bessere Wundheilung im Körper sorgen und Entzündungen reduzieren können. Ebenso fand man heraus, dass sich Krebszellen in starrem Gewebe mehr ausbreiten können als in gut gedehntem Gewebe. Die Faszien stehen auch in engem Zusammenhang mit unserem Immunsystem. Sie verteilen Sauerstoff und Nährstoffe im Körper und leiten Abfallstoffe zur Ausscheidung in die Blut- und Lymphbahnen.
Was Yin Yoga – zusammenfassend – bewirken kann:
Verbessert die Beweglichkeit der Muskeln, Gelenke und Faszien.
Kann Verklebungen, Verspannungen und Blockaden in den Faszien lösen und auf diese Weise Schmerzen lindern.
Regt den Stoffwechsel an und wirkt entgiftend.
Deshalb ist es auch wichtig, nach der Praxis immer viel Wasser zu trinken!Reduziert Stress, beruhigt und bringt uns in Kontakt mit unserem Inneren.
Es ist ein wunderbarer Gegenpol zu dynamisch ausgeführten Bewegungsarten und ein idealer Ausgleich zum heutigen Lebensstil, der grösstenteils Yang-bestimmt wird.
Abschliessend möchte ich betonen, dass auch bei körperlichen Übungen wieder das bereits beschriebene Prinzip gilt: Das Eine ohne das Andere ist keine gute Idee. Wir brauchen den Ausgleich, um ganzheitlich gesund zu sein! Also nicht nur Yin Yoga praktizieren, sondern auch etwas Aktiveres, um auch die Muskeln zu nutzen und zu stärken.